Cala meint
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Energien neu verteilen – oder: Wovon wir uns verabschiedet haben…

Einige von euch haben mitbekommen (oder zumindest zwischen den Zeilen gelesen),
dass das letzte Jahr für uns ziemlich turbulent war.

Wir haben viel nachgedacht, überlegt und diskutiert und am Ende ein paar (eigentlich längst überfällige) Entscheidungen getroffen. Dieser Prozess hat lange gedauert und war  streckenweise auch ziemlich anstrengend und schmerzhaft.

Sich einzugestehen, dass ein aus Überzeugung eingeschlagener Weg eine Sackgasse ist und dass man dafür vielleicht auch zu viele Opfer gebracht hat, ist nicht so leicht.

Wir haben geglaubt, dass gesundes Essen und gesunde Lebensmittel vielen Menschen ein  Anliegen sein müssten und hatten fest geglaubt, mit Cala kocht ein Projekt auf die Beine zu stellen, das vielen Spaß machen würde. Gesunde Lebensmittel von kleinen Bio-Betrieben anzubieten, die nicht in erster Linie gewinnorientiert arbeiten, sondern aus Leidenschaft für ihr Tun, die für den Erhalt unserer Lebensmittelvielfalt, traditionelle Anbau- und Herstellungsmethoden und für faire, tier- und umweltfreundliche Arbeitsmethoden kämpfen, glaubten wir, würde nicht nur uns begeistern. Wir waren überzeugt, dass Alternativen zu Supermarkt- und Discountware in einem kleinen, feinen Projekt dauerhaft glückliche Abnehmer finden würden.

Gleichzeitig wollten wir diese Produzenten unterstützen, die überall dafür kämpfen, dass Lebensmittel, Genuss und unsere tägliche Ernährung nicht zu etwas gemacht werden, was zu Billigpreisen verramscht wird und einzelne reich macht. Überall kämpfen solche Menschen mit kleinen, enthusiastischen Projekten um ihre Existenz und tun etwas, das wir für ungeheuer wertvoll halten: Sie bieten Preisdumping, Einheitslebensmitteln, Massentierhaltung und  „Nahrungsmittelindustrie“ mit klugen Projekten und ungeheurem Engagement die Stirn.

Ihre Produkte kennen lernen und verkaufen zu dürfen, ihr Vertrauen und ihre Gastfreundschaft zu genießen, ihre Geschichten zu hören und aufzuschreiben, war ein sehr großes Geschenk für uns.

Sechs Jahre lang haben wir uns für unsere Idee engagiert und viel, viel Zeit, Geld und Herzblut in unser Projekt „Cala kocht“ gesteckt, Rückschläge akzeptiert und an der Idee gefeilt. Wir haben immer wieder versucht, über querfinanzierte Veranstaltungen wie unsere Dinner, Kochkurse, den Stammtisch oder Themenabende interessierte Menschen zu erreichen, in der Hoffnung, langfristig Kunden zu gewinnen, die durch ihre regelmäßigen Einkäufe das Projekt mitfinanzieren und die Idee verbreiten würden.

Ehrlich gesagt waren wir oft am Rande unserer Kräfte und die Hoffnung , dass es mit der Zeit leichter werden würde, hat sich nicht erfüllt.

Manches, was uns viel bedeutet, musste in diesen sechs Jahren zurückstehen – auch das war nicht immer leicht auszuhalten.

In dem verzweifelten Versuch, das Projekt doch noch irwgendwie über Wasser zu halten, verbog sich unsere eigentliche Idee dabei immer mehr.

Das Ganze war zum Schluss in vielen Bereichen nur noch ein „Eiertanz“, weil es schwer ist, Dinge aufzugeben, die einem eigentlich wichtig sind und sich einzugestehen, dass die Kräfte nicht mehr zum Durchhalten reichen.

Zum Jahreswechsel haben wir dann endlich den Mut gefunden, Entscheidungen zu treffen und in konkrete Worte zu fassen, was uns fehlt und was uns wichtig ist, wie wir uns unser Leben vorstellen und was wir nicht mehr länger aushalten und verdrängen wollen.

Vor allem haben wir entschieden, uns von vermeintlichen Verpflichtungen loszusagen, die sehr viel mehr Energie gekostet haben, als zurückgeflossen ist.

Das hieß zum Beispiel, dass wir den Laden in der bestehenden Form zum Jahresanfang aufgegeben haben, was eine der schwierigsten und schmerzvollsten Entscheidungen überhaupt war, weil wir beide ihn so sehr gemocht haben und auch sehr daran hingen.

Andererseits erlebten wir ständig, dass wir der Erwartungshaltung der Kunden bezüglich Angebot, Preisen, Öffnungszeiten und Verfügbarkeit von Produkten nicht gerecht werden konnten, was immer wieder zu Ärger und Verdruss bei uns geführt hat. Ich war oft auch sehr traurig und ratlos. Während wir wundervolle Menschen kennen gelernt haben, die uns liebevoll die Treue halten und auch auf Veränderungen flexibel und verständnisvoll reagiert haben, gab es – das sage ich ganz offen – auch große menschliche Enttäuschungen.

Inzwischen ist ein bisschen Zeit vergangen und ich merke, dass ich immer mehr loslassen kann und mich tatsächlich auch sehr befreit fühle. Es ist erleichernd zu wissen, dass wir uns nicht mehr anstrengen und auch keine „gute Miene“ mehr machen müssen. Dem Lädchen trauere ich noch manchmal nach, aber ich merke, dass es vor allem das schöne Gefühl vom Anfang ist, das ich vermisse, als alles noch sehr leicht und ohne Druck war.

Da wir von Cala kocht finanziell nicht abhängig sind, können wir jetzt wieder das tun, was uns mit Freude erfüllt. Und wir merken, dass das im Moment vor allem bedeutet, unsere privaten Akkus aufzufüllen, freie Zeit zu genießen und auch wieder unsere Partnerschaft ein bisschen zu pflegen.

Alles, was mit Cala kocht zu tun hat, haben wir auf ein Minumum reduziert und wir planen auch erst mal keine Veranstaltungen mehr. Wie das weitergeht und ob wir das eine oder andere noch mal aufgreifen, ist völlig offen. Den Webshop (hier) wird es mit reduziertem Warenangebot vorerst weiterhin geben und wir verkaufen auf Anfrage auch noch Produkte für Abholer vor Ort – aber wir haben unser Engagement und  unsere diesbezüglichen Aktivitäten stark zurückgefahren. Wir machen uns nicht mehr verrückt, wenn wir es den Leuten nicht recht machen können oder unser Angebot keinen Anklang findet – dann ist es eben so.

Wir werden weiter nach unserer Philosophie leben, gutes Essen genießen und schöne Produkte finden. Und es ist durchaus befreiend nicht mehr bei jedem Schritt sofort zu überlegen, wie wir das umsetzen und in unsere Projekte integrieren können.

Ich merke, dass plötzlich der Spaß am Kochen und Schreiben zurückkommt und ich mich wieder ohne Druck meinem Blog widmen kann. Die administrative Arbeit wird langsam weniger und die Ausgaben sind stark geschrumpft. Vor allem aber ist Zeit frei geworden und das ist nach all den Jahren wirklich ein sehr, sehr schönes Gefühl…

Last but not least ist es ja so: Wenn sich Türen schließen (oder wenn man bereit wird, sie selber zuzumachen), öffnen sich neue – aber davon erzähle ich euch ein andermal.

In diesem Sinne viele liebe Grüße
eure
Cala

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