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aktuelle Ausstellung in der Schirn: Gauri Gill, Acts of Resistance and Repair (13. 10. 2022 bis 08.01. 2023)


Gauri Gill
Acts of Resistance and Repair
Schirn Kunsthalle Frankfurt
13. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023

Vorab und zuallererst: Die Ausstellung ist sehr beeindruckend und ich kann euch und Ihnen einen Besuch wirklich nur ans Herz legen.

In der Pressekonferenz am 12. Oktober 2022 berichtet Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dass er Gauri Gill vor ein paar Jahren auf der Documenta kennengelernt habe und erklärte sich sehr glücklich, ihre Werke nun in der Schirn präsentieren zu können.

Die Künstlerin wurde 1970 in Nordindien geboren und lebt heute in Neu-Delhi. Sie hat angewandte Kunst studiert (mit Stipendium in den USA), arbeitete zunächst als Fotografin und hat sich dann immer mehr der Kunst zugewandt.

Im Fokus ihres künstlerischen Schaffens stehen die sozialen Gegebenheiten der schwächsten Randschichten der Bevölkerung im ländlichen Indien, besonders der Mädchen und Frauen, die sie oft jahrelang begleitet hat.

So zeigt die Ausstellung unter anderem Werke aus der Serie „Jannat“. Gauri Gill begleitete das muslimische Mädchen aus einem entlegenen Wüstendorf bei Barmer acht Jahre lang und dokumentierte fotografisch „das prekäre Leben ihrer vom Vater verlassen Familie in alltäglichen, oft beiläufig erscheinen Situationen.“*

Für die Werkgruppe „Acts of Appearance“ arbeitete Gauri Gill mit Pappmaschee-Künstler:innen. Unter deren Anleitung stellten die Protagonisten der Fotografien ihre eigenen Masken her, mit denen sie sich in inszenierten Alltagssituationen auf den Fotos präsentieren. Künstlerisch interessant ist dabei auch, dass die Personen dadurch von reinen Objekten der Darstellung und Fremdwahrnehmung zu Mitwirkenden des Kunstwerkes werden.

Dass die Schirn vor allem mit diesem Zyklus für die Ausstellung wirbt, ist ein bisschen irreführend, weil er nur einen kleinen Ausschnitt der umfangreichen Arbeit der Künstlerin darstellt. Tatsächlich ist Gauri Gills Werk sehr vielfältig und breit gefächert und die Ausstellung trägt dem auch in hervorragender Weise Rechnung.

„Listen to the quietest voice in the room – or the saddest.“
(Gauri Gill)

Esther Schlicht, die Kuratoren der Ausstellung, bezeichnet die Werke Gills als „intime Einblicke in eine von Extremen bestimmte Lebenswelt.“ Gauri Gill selbst sieht ihre Werke aber auch als Zeugnisse von „small acts of résistance and beauty“ in einem extrem herausfordernden Leben. In der Pressekonferenz wurde sie gefragt, ob sie sich selbst als Aktivisten sehe, aber sie verneint das: „I don’t see myself as an activist. That’s a big word and you have to earn it.“

Vielmehr sei es vor allem ihr Anliegen, dass die Menschen als Betrachter ihrer Werke aufmerksam werden und den „leisesten Stimmen“ Beachtung schenken. Und solche Stimmen gebe es überall auf der Welt, weshalb es ihr auch nicht nur um die indische Gesellschaft gehe, sondern um ein Grundprinzip, nämlich sichtbar zu machen, was normalerweise unsichtbar ist.  Gerade deshalb sei sie glücklich dass ihr Werk auch im Ausland so großeBeachtung findet.

Nach Frankfurt geht die Ausstellung ins Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk.

Gauri Gill
Acts of Resistance and Repair
Schirn Kunsthalle Frankfurt
13. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023
#gaurigill #schirn

*Zitate aus der Pressemitteilung/Pressemappe der Schirn Kunsthalle Frankfurt

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