Cala meint
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Das große Kleiderschrankprojekt – oder: ich muss nicht jedes Teil behalten, das ich mag…

Dass ich dabei bin, in großem Stil auszumisten, davon habe ich euch hier schon berichtet.

Und wenn man sieht, dass dieser Post vom Mai war, sieht man auch, wie unendlich lang das dauert… Ehrlich gesagt habe ich ja sowieso das Gefühl, dass ich mir schon mein ganzes Leben lang hinterherräume…

Und doch: Ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Endlich hatte ich auch bei meinem Kleiderschrank einen echten Durchbruch und konnte mich von etlichen Dingen trennen. Kistenweise habe ich Zeug aussortiert und in den Keller getragen, das ich „eigentlich“ gar nicht (mehr) anziehe. Und ich war sehr erschrocken, diesen Kistenberg dann vor mir zu sehen…
Gott sei Dank bin ich nicht allein damit:  Ich höre von etlichen anderen, die ebenfalls aussortieren, dass es ihnen genauso geht. Wie ist es bei dir?

Peu à peu werde ich jetzt meine Kisten sichten und aussortieren, was in die Kleidersammlung gehört oder was ich verschenken möchte. Den Rest will ich verkaufen und habe auch schon angefangen, ein paar Stücke auf den jeweiligen Verkaufsportalen einzustellen. Über meine Erfahrungen mit diesen Portalen werde ich demnächst im Podcast mal ausführlicher berichten, denn das ist – habe ich festgestellt – auch so eine Sache für sich…

…ein paar meiner geliebten Schätzchen – Mäntel und Schals, die nicht mehr in mein Farbkonzept passen…

Vorab kann ich schon mal sagen, dass ich im Moment am besten mit ebay Kleinanzeigen zurechtkomme. Hier hat man am wenigsten Reglements, kann Preis, Vesandkosten und Zahlungsmethode frei wählen und mit Interessenten und Käufern sehr einfach kommunizieren. Das „normale“ ebay und Plattformen wie Mädchenflohmarkt haben sich bei mir leider nicht so gut bewährt.

Das Verkaufen hat bei mir aber noch ein ganz anderes Problem zutage geförtert: Ich habe nämlich festgestellt, dass ich mich  ganz schlecht von den Dingen trennen kann.

Mit Hilfe des Buches von Anushka Rees (hier), ging das Aussortieren des Kleiderschrankes selbst ja plötzlich ganz flott. Ich als Kopfmensch brauche halt ein Konzept und das habe ich jetzt.
Seitdem kaufe ich auch ganz anderes ein und das ist sehr erholsam.

Aber mich endgültig vonden Dingen zu trennen ist eine ganze Ecke schwieriger als gedacht.
Es ist nämlich eine Sache, die aussortieren Kleidungsstück in einem Karton eine Etage tiefer zu tragen, und eine ganz andere, sie wirklich herzugeben.

Selbst ein Kleidungsstück, das ich seit Jahren nicht mehr getragen habe, wird im Moment des Abschieds auf wundersame Weise wieder extrem attraktiv. Es ist fast wie Magie: Die Schuhe, die nur im Regal standen, finde ich – wenn ich sie fotografiere – plötzlich wunderschön und kann mir gar nicht vorstellen, sie wegzugeben. Oder ich verpacke ein Kleid, das ich verkauft habe und finde es auf einmal unendlich schade, dass ich es hergegeben habe…

Nachdem das ein paarmal passiert ist, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was dahintersteckt. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass im Moment des Abschiedes mein Blick vermutlich ganz ähnlich ist, wie in dem Moment, als ich einst mit dem Teil zur Kasse gegangen bin: schließlich ist es nicht ohne Grund bei mir gelandet. Offensichtlich mag ich etwas an ihm, irgendwas hat mich angesprochen und das ist nicht weg. Ich habe dann verstanden: Dass ich ein Teil immer noch schön finde, zeigt eigentlich nur, dass ich es aus gutem Grund gekauft habe, dass es meinem Geschmack entspricht und ich es gern habe. Ich hätte es schließlich nicht gekauft, wenn ich es doof gefunden hätte…
Kannst du meinem Gedankengang folgen?

Daran schießt sich dann natürlich unweigerlich die Frage an, ob ich ein Teil, das ich so sehr mag, das mir passt und das in Ordnung ist, wirklich hergeben muss.
Die Antwort ist: Nein. Muss ich nicht.

Und das wiederum wirft die Frage auf, welche Gründe es geben könnte, mich trotzdem zu trennen (anstatt alles wieder in den Schrank zu räumen). Und das können – das ist mir dann bewusst geworden – auch ganz pragmatische sein. Z.B. dass das Teil mich nicht langfristig glücklich gemacht hat. Dass es nicht zu meinem Bedarf oder meinem Alltag passt (wie ich diesen ermittelt habe, darüber habe ich hier gschrieben). Dass es überhaupt nicht zu meiner Garderobe passt, weil ich andere Dinge brauche oder künftig andere Farben tragen möchte. Dass ich es – aus welchem Grund auch immer – nie wirklich getragen habe.

…der „Destroyed-Vintage-Look“ hat eigentlch nie zu mir gepasst

Im allergrößten Zweifelsfall half Probetragen sehr:
Wenn der Trennungsschmerz besonders groß war, habe ich das Teil einfach zeitnah noch mal angezogen um herauszufinden, ob ich mich darin (und mit den sich ergebenden Kombinationsmöglichkeiten) noch oder wieder wohlfühle. Und in allen Fällen – ausnahmslos – lautete die Antwort (wie überraschend…): Nein.
Und meistens wusste ich beim erneuten Tragen auch sofort, was mich gestört hat, selbst wenn es nur ein ganz subtiles Gefühl war, dass ich mich einfach in dem Teil nicht wohlgefühlt habe…

Ich kann also von solchen Teilen durchaus Abschied nehmen, mir auch sagen, dass ich es schade finde, dass es bei mir keine Verwendung gefunden hat und mir wünschen, dass es bei der neuen Besizerin mehr Aufmerksamkeit bekommt als bei mir. Das hilft auch über den Trennungs-schmerz hinweg…

….mein geliebter großer Strickschal. Trennungsgrund: ich habe einen zweiten ähnlichen, der bleiben soll…

Die allerwichtigste Erkenntnis war für mich deshalb, dass die Tatsache, dass ich ein Kleidungsstück sehr mag, oder dass mit die Trennung schwer fällt, noch lange kein Kriterium dafür ist, dass ich es behalten sollte.

Auch ein Kleidungsstück, das mir gut steht oder tadellos passt, muss nicht zwangsläufig bleiben.
Ich kann auch solche Teile mit Respekt und Liebe gehen lassen. Irgendwohin, wo sie nicht nur gemocht, sondern geliebt werden…

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß beim Aussortieren und Loslassen – berichte mir gerne von deinen Erfahrungen!

Liebe Grüße
Cala

PS: Übrigens brachten mich die Überlegungen in diesem Post auch zu der Erkenntnis, dass viele meiner Einkäufe (und Fehlkäufe) auf der gleichen Fehleinschätzung beruhen: Ich habe viele  gekauft, einfach weil sie mir gefallen oder gut gestanden haben haben und ohne die Frage zu stellen, wann und wie sie meinen Bedürfnissen gerecht werden..

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